1972 Porsche 911 ST/RS

Betörend

Neben der betörenden Farbgebung des Elfers, die auch nach 46 Jahren noch für uneingeschränkte Aufmerksamkeit sorgt, gefällt uns sofort die RS-Optik des giftgrünen Schützlings. So folgen wir der Einladung von Guido Schöfisch, Kopf von Schöfisch Sportwagen, und schauen mal wieder in der Classic Remise Berlin vorbei. Natürlich spekulieren wir nicht nur auf tolle Motive, sondern wollen auch gespannt den kleinen Geschichten über brisante Details lauschen, an denen uns der Porscheprofi während der heutigen softgarage-Anprobe teilhaben lässt.

Ölklappe?

Vor uns thront ein vollständig, von Grund neu aufgebauter 911 ST/RS. Basis bildete ein 2.4L F-Modell als seltene Ölklappenversion. Verfechter des Originalzustandes dieser betagten Porschemodelle sollten jetzt lieber weghören, denn die komplette Öleinfülltechnik wurde aufwendig entfernt, zu Gunsten der RS-Spezifikationen.

911 mit „Ölklappe“? Ja, haben wir schonmal gehört, aber was steckt genau hinter dieser Bezeichnung? Wir nutzen den Moment und fragen nach. Guido, Porsche-Fan seit seiner Jugend, holt erst etwas aus, kommt dann aber sofort auf den Punkt. Im Modelljahr 1972 verlegten die Porsche-Ingenieure den Einfüllstutzen für das Motorenöl nach außen, um das Ganze effizienter zu gestalten. Dazu erhielt das 2,4 Liter E-Modell (Porsche 911 T, E und S des Modelljahres 1972) eine Art „zweite Tankklappe“ hinten rechts vor dem Hinterrad. Der Effekt war – so will es die Legende – verheerend. Denn sowohl Porsche-Eigner als auch Tankwarte füllten fleißig Kraftstoff in den vermeintlichen Tankeinfüllstutzen. Es gab wohl massenweise Motorschäden. Die Ölklappe verschwand daher bereits zum Modelljahr 73 und der Öleinfüllstutzen wanderte wieder zurück in den Motorraum.

Wir pflichten bei und erinnern uns an Geschichten, wie Frostschutz im Öl, Scheibenklar im Kühler oder Diesel im Tank eines Benziners, unendlicher Stoff aus denen Albträume von Autofans gemacht sind. Puuh, lieber nicht, erstmal tief durchatmen…

Herrlich Sportlich

Zeit, sich das Unikat noch etwas genauer anzusehen. Besonders haben es uns die stattlich verbreiterten Radhäuser angetan, die den RS-Look ausmachen und den eigentlich sonst so schmalen 72er so herrlich sportlich daherkommen lassen. Besser könnten die Fuchsfelgen einfach nicht dastehen. Ein Anblick, an dem man sich nicht sattsehen kann. Zwar gehen die Meinungen heute hin und her, ob die typische Motohaube mit dem Bürzel nicht doch fehlt, aber immerhin steht sie zur Montage bereit, für den der’s mag und nicht drauf verzichten möchte, so Guido.

Leider gibt die Situation keine Probefahrt her, da sich heute bereits ein potenzieller Interessent ankündigte, der es auf den Vipergrünen abgesehen hat. So müssen wir uns die Fahrfreude wohl bestmöglich vorstellen, die dem Piloten mit dem auf 221,3 PS optimierten 3.0 SC-K-Jetronik-Motor, beschert wird. Immerhin bringt der leuchtend grüne Elfer nur schlanke 1100 Kilo auf die Waage, zeigt uns Guido anhand des Dekra-Gutachtens. Eine sportliche Kombination für einen Klassiker, finden wir und lassen uns auf eine spätere Ausfahrt vertrösten, während wir die schwarze softgarage über den Sportler ziehen.