softgarage Herr der Dinge

Kultfahrzeuge - Made in GDR

„Alles begann mit einem Wartburg 1.3, den ich 1990 für eine Handvoll D-Mark erwarb. Ein Angebot, das ich einfach nicht ausschlagen konnte.“ schildert uns Lutz die ersten Aktionen um die Wendezeit, als DDR-Autos, auf dem hiesigen Gebrauchtwagenmarkt, alles andere als gefragt waren.

Wer zu dieser Zeit mit etwas Mut und Weitblick ausgestattet war, konnte sich mit überschaubarem Budget durchaus interessante Fahrzeuge zulegen. Lutz war mit von der Tour und so kam was kommen musste, zum 1.3er gesellten sich schnell weitere Modelle, wie der „luxuriös“ ausgestattete Trabant Universal eines ehemaligen Betriebsdirektors, der mit knapp 5000km die Währungsunion 1990 erreichte und eingelagert wurde. Ebenfalls im Bestand, der ein oder andere IFA Barkas, der den Weg aus der Insolvenz eines VEB oder einer PGH-Auflösung direkt in die langsam wachsende Sammlung fand.

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Aufgedeckt!

Derzeit schlummern die zahlreichen Mobile größtenteils unter 3-lagigen softgaragen, um der Witterung zu trotzen. Insbesondere Niederschläge und Moosbefall in schattigen Bereichen machten dem Sammler zu schaffen. Auch teilzerlegte Fahrzeuge werden seit Jahren unter den atmungsaktiven und wetterresistenten softgaragen zuverlässig geschützt.

Das Barkas Modell B1000, welches seit den Sechzigern im damaligen Karl-Marx-Stadt gefertigt und immerhin bis zum Ende der DDR ausgeliefert wurde, hat es Lutz besonders angetan. Kindheitserinnerungen blühen jedes Mal auf, wenn der Ost-Verkaufsschlager seinen charismatischen Zweitakt-Klang durch die Gegend posaunt. Der als Transporter, Kasten, Bus oder Pritsche angebotene Nutzwagen gehörte schon immer zur Familie, erinnert er sich.

Das Familienlaster

Im väterlichen Fuhrunternehmen, dessen Grundstein bereits Großvater Otto um 1920 legte, drehte es sich schon immer um das Rad. Selbst ein „Pionier der Mobilität“, hatte der Großvater bereits die Familie mit seinem Betrieb für Kraftomnibusse und Lastzüge ernährt.

Vater Rolf führte die Tradition fort und „kutschierte“ noch bis zur Wendezeit um 1990 mit seinen Barkas- und Wartburgmodellen die Touristen und Bewohner durch den schönen Harz. Über die Jahre waren es sicher einige Tausend. Vaters Barkasflotte war immer tiptop gepflegt und technisch vorbildlich gewartet worden, was zu diesen Zeiten alles andere als einfach war, resümiert der Autoliebhaber.

Lutz selbst, ein in verschiedenen Fachbereichen ausgebildeter Automobilfachmann und Handwerksmeister, verspürte ebenso den Drang zum Fortbewegungsmittel, ob auf 2, 4 oder mehr Rädern. Heute setzt er mit seiner Sammlung einen Meilenstein in der Familiengeschichte. Sohn Robin, wen wundert‘s, erlernt derzeit den Beruf zum Mechatroniker, ganz im Sinne der familiären Tradition.

„Umso mehr sind all diese kleinen und großen Erinnerungen, die ich als Kind im Langzeitgedächtnis abgespeichert habe, immer wieder präsent, wenn ich mich mit meinen Fahrzeugen beschäftige. Ich genieße diese Momente“, erklärt uns Lutz. Seine Augen leuchten und wir verstehen diese unendliche Motivation, die hinter seinem Mammutprojekt steht, in welches wir langsam eingeweiht werden.

Das Projekt

Da der verfügbare Platz für die zahlreichen DDR-Devotionalien langsam knapp wurde, musste eine Lösung her, und so fand sich Lutz schon bald auf seinem neuen, alten, geschichtsträchtigen Gelände wieder, nebst passenden Aufbauten. Sogar ein DEFA-Film-Team drehte hier bereits Ende der Fünfziger Jahre. Einst ein Sägewerk, später ein Gästehaus für Privilegierte, bald eine Ausstellung?

Die Idee reift seit Jahren, eine Art Museum soll entstehen. Allerdings weniger feinsäuberlich abgesperrte Gänge mit makellos durchrestaurierten Ausstellungsstücken, sondern vielmehr eine Begegnungsstätte für Interessierte, die ausreichend Platz bietet und einen angemessenen Rahmen für die zusammengetragenen Zeitzeugen darstellt. Vielleicht sogar eine Art Hotel? Einen Arbeitstitel gibt es auch schon: „Was uns bewegte.“

Nach gut 20km Fahrt, weiter ins Landesinnere, treffen wir in einem verschlafenen Bergdörfchen ein. Lutz schiebt die schweren Tore beiseite und vor uns eröffnet sich seine beachtliche Sammlung von Zweirädern, Mokicks und Motorrädern aus DDR-Produktionen. Wir erfahren alles über Spatz, Habicht, Sperber, Schwalbe und Co., dürfen alle Varianten von Mofas, SR1 und SR2 sowie die größeren Maschinen wie ES, TS und ETZ ausführlich betrachten.

Dazwischen Highlights, wie eine 1960er Jawa 350 und echte Exoten aus dem Hause Simson Suhl, wie man sie selten zu Gesicht bekommt oder der legendäre Berlin Motorroller und der weniger bekannte Troll. Zwischendurch bewundern wir immer wieder herrlich authentische Gegenstände aus vergangenen Zeiten, wie die komplett erhaltene und mit persönlichen Notizen versehene Arbeitsmappe eines Abschnittsbevollmächtigten kurz ABV, damals der Volkspolizist aus dem Nachbarort.

Fortsetzung folgt...

Wir sind begeistert von den zahlreichen kreativen Ansätzen und erkennen in Lutz einen echten Macher, der sein persönliches Projekt zur Lebensaufgabe auserkoren hat. Nicht nur das, er besitzt diese natürliche Art, auch uns mitzureißen und wir tauchen ein in seine eigene Welt der Dinge.

Aufmerksam lauschen wir den vielen kleinen Begebenheiten und großen Geschichten, an denen uns Lutz mit seinem enormen Sachverstand und Faktenwissen auf sympathische und gleichzeitig unterhaltsame Art teilhaben lässt. Entsprechend rast die Zeit wie im Fluge und ehe wir uns versehen neigt sich der Besuch dem Ende. Schnell sind wir uns einig, daß ein Wiedersehen einfach „unumgänglich“ ist.

 

Erneut möchten wir uns beim „Herrn der Dinge“ für seine Zeit und Geduld bedanken und wünschen ihm maximale Erfolge bei seinem großartigen Projekt. Halte durch und bleib wie du bist!

Unterstützung vom softgarage Team wird zugesichert.

P.S. Übrigens, wer noch interessante Dinge aus Zeiten der DDR-Kultfahrzeuge besitzt, die den Weg in Lutz sein Ausstellungsprojekt finden sollen, der kann uns eine Email senden.

Gern stellen wir den direkten Kontakt her.

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